Vereinte Dichotomie

Einordnung in die städtebauliche Situation und den Bestandskontext

Biel ist eine schweizerische Mittelstadt, deren Entwicklung von starker sozialen Durchmischung und einem hohen kulturellen Mehrwert geprägt ist. Das neue Stadtarchiv als Teil eines attraktiven, zentralen Entwicklungsgebiets der Stadt Biel, möchte zur Identität und Tradition der Einwohner beitragen und als Verbindungsknoten zur Industriegeschichte fungieren.

Der Entwurf für den Neubau Bieler Stadtarchiv und Ambulanzgarage Region Biel bildet das fehlende Glied des städtebaulichen Gevierts, welches aus Feuerwehr, städtischer Zentralgarage und Sporthalle „Esplanade“ besteht. Dem Prinzip der Bestandes folgend, fügt sich der Neubau als weiterer zentrifugal um den Schlauchturm rotierender Baukörper in den Kontext ein. Das Volumen, ein kompakter Quader mit den Massen 46m x 20m x 13m, setzt sich von den umgebenden Gebäuden ab, wobei der feuerpolizeiliche Mindestabstand gewährt wird.

Der Neubau tritt als konventioneller Baukörper mit besonderer Ecksituation in den Stadtkontext. Er ergänzt das Stadtbild ohne herauszustechen, vermittelt jedoch durch seine Schlichtheit und Materialisierung einen repräsentativen Charakter.

Organisation

Der Leitgedanke des Entwurfs besteht darin, die zwei höchst unterschiedliche Funktionen, Stadtarchiv und Ambulanzstation miteinander zu verbinden und gleichzeitig einen einwandfreien Arbeitsablauf zu gewährleisten. Dies wird durch eine Unterteilung in drei unterschiedliche Nutzungszonen umgesetzt. Im nördlichen Gebäudeteil ist die Ambulanzstation der Region Biel untergebracht. Der südliche Teil beherbergt das Stadtarchiv. Dazwischen befindet sich ein zentraler gemeinsamer Bereich, in dem ebenerdig, mit doppelter Geschosshöhe, die Fahrzeughalle der Ambulanz untergebracht ist und der im obersten Geschoss durch das Archiv belegt ist. Durch separate Eingänge überschneiden sich die Zuläufe der beiden unterschiedlichen Institutionen nicht und
Im Sinne des Entwurfskonzepts sowie funktionsbedingt sind in den unteren Geschossen vorrangig aktive, stark frequentierte, „warme“ Räumlichkeiten angeordnet. Mit dem Anstieg der Geschosse lässt die Intensität der Frequentierung nach, die Räume werden „kälter“. Durch diese Organisation werden nicht nur die besonderen Temperaturanforderungen erfüllt sondern auch die Zweckmässigkeit der betrieblichen Abläufe sichergestellt.

Architektonische Gestaltung

Die Fassadengestaltung des Entwurfs folgt dem Gedanken der Archivierung und Katalogisierung. Vertikale Einschübe in drei unterschiedlichen Tiefen wiederholen sich in unregelmäßiger Reihenfolge und entfalten eine bewegte Fassade, die mit dem Effekt von Licht und Schatten spielt. Innerhalb der Einschübe ergibt der Sockel des Gebäudes eine angenehme Möglichkeit sich hinzusetzten und zu verweilen. Diese privaten Nischen im Freiraum stärken den öffentlichen Charakter des Gebäudes.

ARGE Laboratorium KLG, Laboratorium­Studio
Stadt Biel, Neubau Bieler Stadtarchiv und Ambulanzgarage Region Biel
Projektwettbewerb, Juli 2017